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Zapust - Die wendische Fastnacht

130. Fastnacht in Dissen 2010

Kein anderes Fest in der Niederlausitz wird so intensiv gefeiert wie der Zapust, die Wendische Fastnacht. Die Festzeit begann Ende Januar, wenn die Winterarbeit der Mädchen getan war, und endete vor dem ersten Passionssonntag. In den Spinnstuben trafen sich seit Montag nach Totensonntag die unverheirateten Mädchen ab 16 Jahren, um den Flachs zu verspinnen. Die Spinte, pśěza, galt auch als Aufnahme in die Jugend. Den Vorsitz hatte die Kantorka, die den Mädchen in der Spinnstubenzeit 40 Lieder beibrachte, u. a. die Osterchoräle. Daneben wurden Dorfgeschichten, Märchen und Sagen erzählt. Die Spinte gab es bis in die 50er Jahre. „Gastgeber“ der Spinte waren Bauernfamilien im Dorf. Als Gegenleistung wurd im Sommer bei der ernte geholfen.

In Dissen hat es zwei Spinnstuben gegeben, eine für die Jugend des Dorfes, eine in Grabow. Demzufolge gab es auch zwei Zapustumzüge.

Zum Zapust gehören neben dem Festumzug das Zampern und das Eieressen.

 

Zampern- Camprowanje

Zampern in Striesow

Der historisch älteste Teil ist das Zampern/camprowanje. Es gehört zu den Heischebräuchen aus heidnischer Zeit. Die Zamperer ziehen bunt verkleidet in Begleitung von Volksmusikanten von Haus zu Haus. Gelegentlich sieht man dabei noch den Erbstrohbär als Symbol des Winters und den Storch als Symbol des Frühlings. Lärm und Tanz sollen Winterdämonen und Gefahren abwenden. Mit Geld, Eiern, Butter, Speck und Schnaps wird die Heischegesellschaft für den Besuch auf dem Hof belohnt. Nach einem Tanz mit den Hausherren zieht sie weiter. Zumeist findet am selben Abend noch das Eieressen/ Jaja jěsć statt, bei dem die gezamperten Gaben verzehrt werden.

Gezampert wird heute am Samstag vor dem Fastnachtsumzug. Früher jedoch zogen am Dienstag nach dem Zapust nur die Burschen von Haus zu Haus. Die Mädchen und Kinder durften sich nicht auf der Straße sehen lassen, sonst wurden sie mit Ruß beschmiert.

Zamperspruch aus Striesow:

„Zampa, zampa in der Gasse, füllt den Branntwein in die Flasche, oder Eier in den Kober, Geld in die Tasche, lasst mich nicht zu lange steh´n, wir wollen heut noch weiter geh´n.“

 

Der Fastnachtsumzug

Fastnacht

Der Höhepunkt der Wendischen Fastnacht ist der heute zumeist sonntags stattfindende Festumzug. Dieser Umzug der Jugend entstand erst nach 1874. Dazu legen die unverheirateten Mädchen ihre Festtagstracht mit dem bestickten Seidenhalstuch und der weißen Spitzenschürze an. Vollständig ist die Tracht aber erst mit der „lapa“, dem kunstvoll gebundenen Kopftuch. Jeder Bursche bekommt von seiner Partnerin einen Zapuststrauß aus Papierblumen an den Hut oder ans Revers geheftet. Nach einem Tanz im Festsaal und einem Erinnerungsfoto, formiert sich der Festzug. In Dissen wird an seiner Spitze ein als „Halbmond“ bezeichneter Schellenbaum vorangetragen. Beim Umzug durch den Ort werden Ehrenbesuche bei wichtigen Bewohnern abgestattet, wie Bürgermeister, Pfarrer/in oder Handwerker. Diesen wird ein Fastnachtssträußchen überreicht, und die Kapelle spielt zum Ehrentanz ein Ständchen. Auf das gemeinsame Wohl wird getrunken. Die so Geehrten bedanken sich mit einem Imbiss und einer Gabe für die Fastnachtskasse. Der Tanz am Abend beendet das Fest.

Wenn sich in Dissen die beiden Fastnachtsumzüge begegneten, wollte man erst einmal beweisen, wer die lauteste Kapelle hat oder die meisten Paare. Getanzt wurde in getrennten Gaststätten, bei Roeske und Behley, die aber nebeneinander lagen.

Die Überlieferung besagt, dass zur Fastnacht fleißig getanzt werden soll, damit der Flachs gut gedeihe. Und weil er recht lang wachsen soll, muss hochgesprungen werden.

Früher bestand die Fastnacht der Verheirateten nur aus einem Tanzabend. Seit den 1950er Jahren wird die Männerfastnacht als eigenständiges Fest gefeiert. Nur zu Jubiläen feiern Jung und Alt gemeinsam eine große Fastnacht.

In Striesow wurde 2018 die 135. Fastnacht gefeiert, in Dissen 2020 die 140.

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