In Striesow/Strjažow werden alte wendische Hofnamen sichtbar gemacht
Kokotojc, Barbukaric, Cyglaric, Duringoic, Kišcyc – die alten, fast vergessenen wendischen Hofnamen wollen die Striesowerinnen und Striesower wieder aktiv nutzen. Um sie auch öffentlich zu machen, möchten sie an ihren Grundstücken Hofnamen-Tafeln anbringen. Neugierig und gespannt holten sie ihre Schilder am Sonntag ab.
Dissen-Striesow/Dešno-Strjažow. „Šćepankojc“ steht in weißen Buchstaben auf dem blauen Schild, dass Familie Budich an der alten Schule in Striesow/ Strjažow abholt. Vier Generationen leben auf ihrem Hof, der seit mindestens fünf oder sechs Generationen im Familienbesitz ist. So wie Familie Budich/Schönefuß haben sich 51 weitere Striesower Familien bereiterklärt, an ihren Höfen die alten wendischen Hofnamen zu zeigen und so vor dem Vergessen zu bewahren.
Schon 2017 hatte die Domowina-Ortsgruppe Dissen die Idee, in ihrem Ortsteil die alten wendischen Hofnamen, die oft nur noch die Ältesten kannten, wieder sichtbar zu machen. Denn der Erhalt der Hofnamen ist wichtig für die Akzeptanz, das Überleben und aktiven Gebrauch der wendischen Sprache im Alltag und damit ganz wesentlich verbunden mit der sorbischen/wendischen Identität. Diese Namen sind über Jahrzehnte, vielleicht auch über Jahrhunderte, bestehen geblieben, auch bei Besitzerwechsel, oder wenn sich der Familienname durch Heirat änderte. Rund 100 blaue Schilder sind in Dissen zu finden.
Im vergangenen Jahr haben die Gemeindevertreterinnen Sandra Noack und Sylvia Hutengs aus Striesow in ihrem Ortsteil die Initiative ergriffen. Mit Hilfe von drei älteren Einwohnerinnen konnten sie 52 alte Striesower Hofnamen zusammentragen. Oftmals sind es nur noch die in den 1930er-Jahren Geborenen, die die Hofnamen aus ihrem täglichen Sprachgebrauch noch kennen. Karin Tschuck von der Domowina-Ortsgruppe Dissen hat sie in der heute üblichen Schreibweise dokumentiert. “Ihr gebürt ein riesengroßen Dankeschön”, erklärt Bürgermeister Fred Kaiser, der sich sehr darüber freut, dass Striesow die Dissener Aktion aufgegriffen hat.
Im September sind Sandra Noack und Sylvia Hutengs dann von Hof zu Hof gezogen, um die heutigen Besitzer von ihrer Aktion zu überzeugen. Dabei stießen sie auf 100-prozentige Zustimmung. “Und wir haben viele tolle und interessante Geschichten erfahren”, erzählt Sandra Noack.
Am vergangenen Sonntag nun war es soweit, und die Striesowerinnen und Striesower konnten sich ihre Hofnamenschilder abholen. Dazu hatten die Initiatorinnen eingeladen, im Rahmen eines Sonntagsspazierganges auch gleich mal wieder die Alltags- oder Arbeitstracht auszuführen. Viele Striesowerinnen kamen der Aufforderung nach, sicher nicht nur, weil ein Stück Bauernkuchen als Dank auf sie wartete. Acht große Bleche mit Käsekuchen, Streusel-, Mohn-, Apfel- oder Pflaumenkuchen ... hatten die Backfrauen Erika Hummel, Christel Wandtke, Helene Schmerl, Charlotte Harnoth und Daniela Schmerl gebacken. Uns so konnten die Striesower gegen einen kleinen Unkostenbeitrag gleich noch Kuchen für den Nachmittagskaffee mitnehmen.
Gefördert wurde das Projekt zu 100 Prozent vom Kulturministerium des Landes Brandenburg im Rahmen des Sorben-Wenden-Gesetzes.
Bild zur Meldung: In Striesow/Strjažow wurden am Sonntag 52 Hofnamenschilder ausgegeben. Viele Frauen kamen in Arbeits- oder Alltagstracht, denn nicht nur die alten wendischen Hofnamen, auch das Tragen der Tracht ist Ausdruck der wendischen Identität. (Foto: K. Möbes)
Fotoserien
Striesow bekommt wendische Hofnamenschilder (15. 03. 2021)
Kokotojc, Barbukaric, Cyglaric, Duringoic, Kišcyc – die alten, fast vergessenen wendischen Hofnamen wollen die Striesowerinnen und Striesower wieder aktiv nutzen. Um sie auch öffentlich zu machen, möchten sie an ihren Grundstücken Hofnamen-Tafeln anbringen. Neugierig und gespannt holten sie ihre Schilder am 14. März 2021 ab.